Bezahlen mittels NFC – Das Smartphone vs. EC-Karte
Veröffentlicht am 30.08.2018
Bargeld stellt in Deutschland derzeit noch das beliebteste Zahlungsmittel dar. Jedoch finden bargeldlose Zahlungsmethoden zunehmen neue Nutzer. Während die Zahlung per EC-Karte mittels PIN Eingabe weite Verbreitung gefunden hat, ist die kontaktlose Zahlung per NFC durch NFC-fähige Bankkarten oder Smartphones noch vergleichsweise unbekannt. Dieser Artikel stellt die Grundlagen der kontaktlosen Zahlungen per Karte und NFC vor und fasst den aktuellen Stand der Entwicklungen zusammen.
Grundlage des kontaktlosen Bezahlens – NFC
NFC (Near Field Communication) macht kontaktloses und mobiles Zahlen möglich. Der Übertragungsstandard ermöglicht den Austausch von Daten und Informationen über eine geringe Distanz (maximal 10 Zentimeter, typischerweise bis zu vier). Dabei muss keine zusätzliche Verbindung eingerichtet oder freigeschaltet werden, d.h. im Gegensatz zu WLAN oder Bluetooth muss z.B. kein Passwort für die Aufnahme der Verbindung eingegeben werden.
Damit bildet NFC die Grundlage für eine konfigurationsfreie Datenübertragung zur Übermittlung von Zahlungsfinformationen. Natürlich werden die Zahlungsfinforamtionen geschützt übertragen. Durch die geringe Reichweite ist zudem das "mithören" der Kommunikation durch Dritte praktisch nicht möglich. Kontaktlose Zahlung ist mit NFC-fähigen EC- oder Kreditkarten, sowie NFC-fähigen Smartphones möglich. Ersteres bedeutet, dass die Karte mit einem NFC-Chip ausgestattet sein muss, welcher die Zahlungsdaten für das Kassensystem bereithält. Letzteres meint, dass Smartphones mit NFC-Chip genutzt werden, um die Zahlungsdaten zu übermitteln. Bevor auf beide Varianten im Detail eingegangen wird, sollen zunächst einige Vorteile der bargeldlosen Bezahlung per NFC genannt werden.
Vorteile der Zahlung per NFC und Akzeptanz im Einzelhandel
Gegenüber der Zahlung mit Bargeld oder der bekannten EC-Karte bietet die kontaktlose Zahlung per NFC einige Vorteile, die im folgenden kurz aufgezählt werden:
- Geschwindigkeit: Ein wesentlicher Vorteil ist es, dass die Karte oder das Smartphone lediglich an ein Lesegerät an der Kasse gehalten werden muss, um die Übertragung zu ermöglichen. Bei Beträgen unter 25 Euro ist keine weitere Aktion notwendig. Insbesondere kleine Beträge können so bequem und schnell bezahlt werden und die lästige Suche nach Kleingeld entfällt.
- Hygiene: Außerdem ist die kontaktlose Zahlung bei Kauf von Lebensmitteln (Bäcker, Metzger und Co.) beispielsweise hygienischer, da kein Bargeld über die Theke gereicht werden muss.
- Sicherheit: Bei größeren Beträgen ist weiterhin eine PIN Eingabe notwendig, wodurch die Sicherheit gewahrt bleibt und kein Nachteil zur EC-Karte entsteht.
Kontaktlos bezahlen ist unter anderem zum Beispiel bereits bei den Einzelhändler REWE, Aldi oder Lidl möglich. Immer mehr Kassensysteme verfügen über die Technik, sodass von einer zunehmenden Verbreitung in den nächsten Jahren ausgegangen werden kann. Ob man in einer Filiale kontaktlos bezahlen kann, ist an dem Kontaklosakzeptanzsymbol, in Form von Funkewellen, auf dem Lesegerät der Filiale erkennbar. In beiden Fällen ist die Verwendung von NFC-fähigen Bank/Kreditkarten oder Smartphones zur Bezahlung möglich. Die Unterschiede zwischen beiden werden nachfolgend aufgeführt.
Bezahlen mit der NFC-Bankkarte
Die Bank- oder Kreditkarte ist für die meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Eine NFC-fähige EC/Kreditkarte unterscheidet sich lediglich daduch von der herkömmlichen Variante, dass ein NFC-Chip unsichtbar in der Karte integriert ist - im Gegensatz zum deutlich erkennbaren Magnetstreifen oder EC-Chip. NFC ist nahezu in allen neu ausgegebenen Girocards integriert und ebenfalls an dem Funkwellensymbol erkennbar. Auch Kreditkarten sind zunehmend mit NFC ausgestattet. Die Bezeichnung variiert aber. So nennt MasterCard sein System beispielsweise PayPass und Visa Paywave.
Zum Bezahlen muss die Karte dicht an ein Kartenlesegerät gehalten werden. Dies geschieht entweder über das Display oder die Seite des Lesegeräts. Akustische und optische Signale bestätigen im Anschluss die Zahlung. Wie eingangs beschrieben, kommunizieren die Karte und das Lesegerät mittels NFC. Chip und Lesegerät tauschen die zum Bezahlen benötigten Daten aus: Kartennummer, Gültigkeitsdatum und Betrag. Die Zahlung wird anschließend der Bank des Kunden gemeldet, sein Konto wird belastet und das Geld dem Händler gutgeschrieben. Bis zu einem Betrag von 25 Euro können Beträge ohne das Eingeben eines PINs bezahlt werden. Erst bei Beträgen über 25 Euro wird in der Regel eine PIN benötigt, um den Bazhalvorgang zu authentifizieren.
Zusammengefasst besteht der wesentliche Unterschied in der praktischen Handhabung darin, dass die Karte nicht mehr in das Zahlterminal eingesteckt werden muss. Stattdessen kann die Karte einfach in die Nähe des Wellensymbols gehalten werden, um den Zahlvorgang zu initieren.
Bezahlen per Smartphone
Das Smartphone ist mittlerweile fester Bestandteil des Alltags. Das Kommunikationstool ist für viele nicht mehr wegzudenken, denn es erleichtert den Austausch von Informationen und Daten. Sowohl in der Freizeit, als auch im Berufsleben ist das Smartphone fest integriert. Eine für viele noch unbekannte Funktion des Smartphones ist es, mit dem Smartphone zu bezahlen. Mittels NFC ist eine kontaktlose Übertragung von Daten zwischen dem Smartphone und einem Lesegerät an der Kasse möglich. Um diesen Vorgang zu ermöglichen, müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Im Folgenden werden diese für die beiden großen Smartphone Betriebssysteme Android und iOS vorgestellt.
NFC-Zahlungen mit Google Android
Das am weitesten verbreitete Smartphone-Betriebsystem ist Android, unter anderem aufgrund seines offenen Charakters. Dieser führt jedoch auch dazu, dass mehrere Apps für die Abwicklung der kontaktlosen Zahlung miteinander konkurrieren. Zunächst müssen jedoch folgende Voraussetzungen erfüllt werden:
- Das Smartphone ist NFC-fähig.
- Die entsprechende Wallet-App muss für das Smartphone verfügbar sein
- → Um die Wallet-App eines Providers nutzen zu können, muss bei diesem ein Laufzeit-Vertrag abgeschlossen werden. Ggf. ist eine zusätzliche NFC-fähige Simkarte notwendig.
- Es muss eine Kreditkarte hinterlegt werden, welche anschließend nach dem Zahlvorgang belastet wird.
Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über Wallet Apps für Android mit einer kurzen Zusammenfassung des Prinzips und dem Status der jeweiligen Anwendung.
Anbieter | Voraussetzungen | Bezahlung | Status |
My Wallet (Telekom) |
Ein Laufzeitvertrag bei der Telekom, eine NFC-SIM-Karte des Anbieters |
- Mit hinerlegter Mastercard - Bezahlen, wo Mastercard Paypass Logo vorhanden ist |
Eingestellt |
Base Wallet (Teléfonica) |
Das gleiche Prinzip wie bei „My Wallet“ der Telekom |
- Mit hinterlegter Meastro-Kreditkarte - Bezahlen, wo Meastro-Paypass-Logo vorhanden ist |
Eingestellt |
Mobiles Bezahlen digitale App (Sparkasse) |
- Sparkassen Kunde - Das Online-Banking der jeweiligen Sparkasse nutzen - Ein Smartphone mit dem Betriebssystem Android (ab 5.0) |
- Mittels der hinterlegten Sparkassen-Card und/oder Sparkassen-Kreditkarte - Überall, wo das Wellensymbol seitlich am Terminal zu erkennen ist |
Aktiv, aber noch nicht alle Sparkassen nehmen teil. |
Smart Pass (Vodafone) |
- Eine NFC-SIM-Karte mit Secure Element von Vodafone |
- An allen V-PAY-Akzeptanzstellen - Es wird kein Laufzeitvertrag des Anbieters benötigt |
Eingestellt |
Mpass (O2) |
- Ähnliches Prinzip wie bei „My Wallet“ bei Telekom |
Per NFC, jedoch sind die Kontodaten nicht in einem Secure-Element auf einer NFC-SIM-Karte hinterlegt, sondern auf einem NFC-Sticker, der auf das Smartphone geklebt werden muss |
Eingestellt |
VR-Banking (Volksbank und Raiffeisenbanken) |
- Kunde der Volksbank und Raiffeisenbanken sein |
- Mit einer virtuellen Girocard oder Kreditkarte - Überall, wo das Wellensymbol zu erkennen ist |
Aktiv |
Google Pay als Standard-App für Zahlungen mit Android
Google Pay stellt die Standardzahlungsapp für Android und damit das Gegenstück zu Apple Pay dar. Voraussetzungen, um Google Pay nutzen zu können, sind ein NFC-fähiges Smartphone mit dem Betriebssystem Android (5.0 oder höher), einen Google-Account, eine Kreditkarte (in anderen Ländern auch mit einem PayPal-Account möglich) und die Google Pay-App.
Bei einer Zahlung wird dabei eine virtuelle Kontonummer übertragen, jedoch nicht die Kreditkartendaten. Das Android-Smartphone muss entsperrt und mit der Rückseite an das Lesegerät gehalten werden. Die App muss dabei nicht manuell gestartet werden. Alternativ ist auch eine Bezahlung per Google Wear-Smartwatch möglich. Das kontaktlose Zahlen funktioniert dabei in allen Filialen, die eine NFC-Kartenzahlung unterstützen.
Zusammengefasst wird deutlich, dass bisher viele Wallet Apps eingestellt wurden, jedoch zeigen Neuentwicklungen z.B. der Sparkassen, dass das Thema relevant ist. Die offenheit der Android Plattform führt weiterhin zu einem Wettbewerb der Anbieter untereinander.
NFC Zahlungen mit Apple iPhones / Apple Pay
Apple Pay wird im vierten Quartal des Jahres 2018 laut Analysen in Deutschland an den Start gehen. Seit Herbst 2014 ist der Zahlfunktion verfügbar, wird jedoch hauptsächlich in den USA aktiv genutzt. Wie auch bei den Wallet-Apps für Android wird ein Konto bzw. Kreditkarte in der App hinterlegt, welches für die Zahlung herangezogen wird. Da Apple jedoch der Bank- bzw. Kreditkartenpartner in Deutschland fehlt, kann das Zahlungsverfahren derzeit noch nicht genutzt werden. Zuletzt hat die Deutsche Bank (unter anderem die Postbank) angekündigt, Apple Pay unterstützen zu können.
Um Apple Pay verwenden zu können, wird ein iPhone benötigt (ab dem iPhone SE) oder ein iPad, eine Apple Watch oder ein MacBook Pro mit Touch ID mit jeweils aktueller iOS, watchOS oder der aktuellen macOS Version. Im Folgenden wird die Verwendung von Apple Pay im Einzelhandel beschrieben und die Verwendung im App-Store oder Safari Browser nicht weiter betrachtet. Eine weitere Grundvoraussetzung ist eine Karte der teilnehmenden Bank, um diese in der Apple Pay App zu hinterlegen. Apple Pay kann in Geschäften, wo das Apple Pay Symbol erkennbar ist, genutzt werden. Das Prinzip funktioniert dabei genauso wie bei den Android Wallet Apps. Das iPhone wird an die entsprechende Stelle gehalten, um den Bezahlvorgang durchzuführen.
Derzeit führt für NFC-basierte Zahlungen mit Apple Geräten kein Weg an Apple Pay vorbei. Die damit durch Apple vorgegeben Bedingungen führten dazu, dass in Deutschland bislang kein Partner gefunden werden könnte. Stattdessen drängen Banken wie die Sparkasse auf die Öffnung der NFC-Funktion, um die eigene App auch unter iOS anbieten zu können.
Zusammenfassung
Sowohl Android, als auch Apple besitzen ihre Stärken und Schwächen. Für die Android Geräte gibt es viele Wallet Apps, jedoch wurden bereits mehrere eingestellt und es gibt daher keinen klaren Gewinner. Apple Pay dagegen versucht eine universelle Lösung zu etablieren, die bislang jedoch an den Partnern in Deutschland scheiterte.
Alles in allem wird jedoch deutlich, dass das kontaktlose Zahlen immer relevanter wird. Das Zahlen mittels NFC stellt eine schnelle, Alternative zu den herkömmlichen Zahlungsmethoden dar.
Quellen: